Fort Carnot - Ostturm
Ostturm

Es thront über der Stadt. Bei weitem nicht mehr majestätisch oder auch nur bedrohlich, aber noch immer eindrucksvoll. Der Putz fällt ab und das Gemäuer zerbröselt  allmählich, doch auch die Reste zeugen von einer gewissen Größe. Den altersschwachen Ostturm bewahren gewaltige Stahlträger vor dem Umkippen, doch die 2011 neu eingebaute Treppe im Westturm der Anlage erlaubt den Aufstieg. Zwar hat man den Eindruck, der Turm sei der zentrale Aschenbecher der Stadt, doch wenn man sich von den zahllosen Kippen nicht abschrecken lässt, wird man mit einen Ausblick auf die Umgebung belohnt.

Blick auf den Mekong

Der Platz war mit Bedacht gewählt, denn von hier lässt sich so ziemlich jeden Bewegung auf dem Mekong, der die Grenze zum benachbarten Thailand darstellt, beobachten. Das war nicht immer so, denn die aus Norden zuwandernden Tai-Lao-Völker zogen und siedelten entlang der Flüsse, in dem gebirgigen Terrain die wichtigsten und oft einzigen Verkehrswege. Und zwar auf beiden Ufern. Erst die französischen Kolonisatoren machten ausgerechnet den größten der Flüsse zum Grenzfluss, den Mekong. Das war 1893. Doch auch die andere große europäische Kolonialmacht Großbritannien hatte ihre Hände im Spiel, betrachteten die Briten doch die Ausweitung des französischen Einflusses von Vietnam aus nach Westen mit großer Sorgen und als Gefahr für ihre Kolonie Burma. Speziell in Nordlaos trachteten sie zunächst danach, von den Shan-Staaten bis zu den Tai-Lü in Muong Sing ihren Einfluss zu sichern. Doch die Anglo-Franco-Übereinkunft von 1896 bekräftigte den Mekong als Grenze, besiegelt erneut 1904, im Paket mit strittigen Fragen auf anderen Kontinenten. Dabei gestand England den Franzosen die schon 1893 mit Siam vereinbarten Sonderrechte auch auf dem rechten Mekongufer zu. Dazu zählte u.a. ein 25 Kilometer breiter Streifen, in dem Siam keine militärischen Aktivitäten unternehmen durfte.

Fort Carnot - Panorama
Fort Carnot

 

 

 

 

 

 

Immer wieder wurde vermutet, dass Siam es damit nicht so genau nahm und zivil gekleidete Militärs in diese Gebiete brachte. So gesehen gab es damals allerhand zu beobachten. Wann genau das Fort errichtet wurde und ob es je Ort von Kampfhandlungen war, ließ sich bisher nicht ermitteln. Fakt ist, dass es in der Hauptstadt der direkt von Frankreich verwalteten Region Haut-Laos eine bedeutende Rolle spielte. Verschiedene Hinweise deuten darauf hin, dass Fort Carnot Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde. Als Isabelle Massieu, Reisende und Journalistin von Rang, 1897 in Houayxay Station machte, schrieb sie lediglich von einem Pavillion, einem Außenposten des Regierungskommissars, dessen Sitz in das 10 Tagereisen (!) entfernte Vieng Phoukha verlegt worden war. Immerhin war Kommissar Marolles persönlich zugegen um die Dame zu empfangen.

Fort Carnot
Auf dem Wachturm

Dass dem Ort später mehr Bedeutung zukam, davon zeugt die Errichtung der Befestigungsanlage. Bisher brachte die Suche nach Belegen für Bau und Besatzung nur sehr wenig. Selbst der Name Carnot hilft nicht weiter, denn man mag Nicolas Léonard Sadi Carnot  (1796-1832), einen Ingenieur in Diensten der französischen Armee, ebenso hinter dem Namen vermuten wie dessen Vater Lazare Nicolas Marguerite Carnot (1753-1823), der nicht nur in der französischen Revolution aktiv war, sondern auch speziell im Festungsbau seine Spuren hinterließ. Vielleicht wollte man auch Marie François Sadi Carnot (1837-1894), Enkel von Lazare, ehren, der 1894 als Präsident der Republik einem Attentat zum Opfer fiel.

Sicher scheint, dass die Anlage in einem späteren militärischen Konflikt keine Rolle spielte, denn der trug sich 1967 einige Kilometer stromaufwärts zu, als sich der laotische Kommandant der Militärregion 1, Ouane Rattikoun, durch Einsatz der königlichen Armee eine größere Menge Opium, die zwischen dem legendären Drogenbaron Khun Sa und Kräften der Kuomintang gehandelt werden sollte, in seinen Besitz brachte.

Stupa in Wat Chom Khau
Stupa in Wat Chom Khau

Heute geht es weit friedlicher zu, was sich auch auf den Hügeln der Umgebung zeigt, sind es doch auf beiden Seiten des Flusses meist religiöse Anlagen zu Ehren Buddhas, die das Landschaftsbild prägen. Man mag ergänzen, dass sie auch weit besser in Schuss sind als das alte Fort.