Folge 10 schon, kleines Jubiläum. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Aber wie? Alkohol sprüht man sich doch heutzutage vorsorglich auf die Hände. Wegen des Viruses. Oder wegen dem Virus? Hat niemand gesehen, ob wirklich einer da war, so’n Virus. Jedenfalls sitzen nun alle zu Hause. Oder fast alle. Sinouk, der Mann von der Kaffeefirma, hat am letzten Märztag gesagt, sein Café sei ab 1. April nicht zu. Nur rein dürfe keiner mehr. Kannste draußen vor der Tür stehen und dir was einwickeln lassen. Bei fast 40 Grad. Da geht nicht nur der Virus ein.

Dem Garten bekommt das Ganze. Von 60 auf Null, also von 60 autistischen Kindern, die sich tagtäglich im Garten verlustierten, auf einen Schlag auf Null. Rechnen wir die Lehrerinnen und Köchinnen und den Kraftfahrer dazu, dann von 90 auf Null. Ruck-zuck. Keiner mehr da, der Blüten abreißt, Blätter zusammenknotet oder den Rasen kaputttrampelt. Eigentlich schön. Für den Garten.

Seit zwei Wochen ist das Zentrum nun zu. Für März haben die Lehrerinnen und die Angestellten noch volles Gehalt bekommen. Im April wird es nichts damit, denn das Zentrum hat ja auch keine Einnahmen. Aber Ausgaben: Strom, Wasser,  Zeitung.  Und in vielen Familien ist Ausnahmezustand. Freunde und Bekannte haben schon bei „normalen“ Kindern mit dem home schooling so ihre Erfahrungen zu machen. Einen davon traf ich im Büro, wohin er sich vor dem zu beschulenden Sohn geflüchtet hat. Und dann Kinder mit Autismus, die eigentlich an tägliche Routinen gebunden sind. Mein Großer zum Beispiel fährt normalerweise jeden Morgen mit, wenn sein jüngerer Bruder zur Schule gebracht wird. Nun ist keine Schule. Am Nachmittag will er seine Fleischklösschen. Die Verkäuferin ist auch weg. Nun erklärt das mal jemand, der non-verbal ist. Und der auch mal aggressiv wird, wenn die Routine wegbricht. Ähnliches passiert nun in fast 60 Familien.

Aber dem Garten geht es besser. Baue jetzt auch mehr Gemüse an, denn wer weiß, wie lange das so gehen wird mit dem Virus. Selbstversorgung ist sicher nicht das Ziel, aber ein paar Salatblätter schon. Nur Mango gibt es von nun an reichlich, aber bei allen anderen auch. In meinem Gärtchen hat inzwischen sogar der Kaffee geblüht. Zum ersten Mal. Früchte hat er nicht angesetzt. Vielleicht wussten die Insekten einfach noch nicht, was das ist. Aber man hat ja so seine Träume, vor allem, weil ich gestern auch mal wieder Kaffee geröstet habe. Im Garten ist so ein Hügel, vielleicht anderthalb Meter über dem normalen Niveau. Wenn ich die verbliebenen Kaffeesträucher dorthin umsetze, dann hätten wir sogar Hochlandkaffee.