Wieder eine Überraschung. Damit ist nicht die diesjährige Mangoschwemme gemeint, die sich zum nicht geringen Teil dadurch erklärt, dass das Autismuszentrum seit fast einen Monat geschlossen ist und die 25 Lehrerinnen ihren Drang nach „Saurem“ nicht an unreifen Mangos auslassen. So gesehen hat Covid-19 den Nebeneffekt, dass es uns endlich gelang, den unterschiedlichen Geschmack der reifen Mangos von fünf verschiedenen Bäumen zu testen. Verluste gab es trotzdem nicht wenig: Maden und Gewitterböen haben die Ernte sichtlich dezimiert. Dennoch stehen nun schon 5 Gläser Mangokonfitüre im Schrank.

Aber zurück zur Überraschung: plötzlich erscheint ein schöne Blüte im Topf, ohne dass da eine Pflanze zu sehen ist. Gut, da war eine Pflanze, eine junge Palme, um korrekt zu sein, aber die hatte absolut nichts mit der Blüte zu tun. Ausdauernde Recherche hat auch dieses Rätsel gelöst. Was da blüht, heißt hochwissenschaftlich Kaempferia rotunda und gehört zu den Ingwergewächsen. Große Familie, könnte man meinen, denn eine Verwandte war in den frühen Tagen der Instagram-Fotoschau auch schon Thema: die Gewürzlilie (Kaempferia galanga). Die Recherche brachte eine weitere Überraschung, denn es stellte sich heraus, dass die in Folge 1 erwähnte Porzellanblume (Etlingera elatior), auch unter dem Namen Fackel-Ingwer bekannt, vielfältig dekorativ wie kulinarisch genutzt wird und gleichfalls zur Familie gehört. Vom gemeinen Ingwer (Zingiber officinale), der sich ebenso im Garten findet wie Gelbwurz (Curcuma longa), gar nicht weiter zu reden.
Zum Glück finden sich die Familienmitglieder an recht verschiedenen Standorten im Garten und erfüllen so die strikten Auflagen des social distancing in hervorragender Weise. Unsere Familie ist da weniger vorbildlich, wurden wir doch bei einer Covid-Kontrolle ermahnt, auch im Auto Gesichtsmasken zu tragen und nicht mit so vielen Personen zugleich unterwegs zu sein. Wir waren zu dritt auf dem Weg, unser bestelltes Essen in einem Restaurant, oder muss man schon sagen ehemaligen Restaurant, abzuholen.
Zurück zur Ingwerverwandtschaft, die sich nicht nur in der indischen Küchen guten Zuspruchs erfreut, sondern auch eine Menge medizinische Qualitäten aufweisen soll. In vielen Gegenden der Welt wird sie aber vor allem als Zierpflanze gehandelt. Mal sehen, wie sich sich weiter verhält und was dann aus ihr werden kann. Immerhin führte die Lektüre des Familienstammbaum auch zu anderer unverzüglicher Aktion: eine der verbliebenen Fackelingwerpflanzen hat ihr Schattendasein aufgeben dürfen und findet sich nun an sonnigerer Stelle. Etwas Zeit zum Anwachsen bleibt ihr auch, denn das Bildungsministerium teilt mit, dass der Schulbetrieb frühestens am 11. Mai wieder aufgenommen werden kann – vorausgesetzt, es kommt nicht zu neuen Infektionen im Land.
Irgendwie seltsam ist das Ganze aber schon. 19 bestätigte Infektionen in ganz Laos. Die Sorge vor einer Infektionswelle führte zu nie zuvor erlebten Einschränkungen des öffentlichen Lebens einschließlich der Absage des traditionellen Neujahrsfestes und eines strikten Verkaufsverbots für alkoholische Getränke aller Art. Dass keine weiteren Personen mit dem Virus gefunden wurden, mag das Vorgehen rechtfertigen. Doch ein Polizeibericht nach den Neujahrstagen gibt zumindest zu denken. Da wurden elf Verkehrsunfälle während der Feiertage gemeldet, immerhin neun weniger als im Vorjahr ohne Ausgangsverbot. Vier Personen kamen bei den Unfällen ums Leben. Als Hauptunfallursachen werden genannt: Trunkenheit am Steuer und Geschwindigkeitsüberschreitungen. Den Rückgang führt die Polizei, und nun mag man sich erst setzen, auf die strikte Durchsetzung der Covid-Beschränkungen zurück. Richtig, es war ja nur der Verkauf von Alkoholika verboten, nicht das Trinken.

Wir waren während der Feiertage zu Hause, haben gar auf die traditionelle Rundtour durch neun Pagoden verzichtet. So konnte niemand von uns von betrunkenen Rasern umgefahren werden. Dem Garten tat es gut und unseren Nerven ebenso. Einigen Pflanzen dagegen hat unsere ausgedehnte Anwesenheit weniger gut getan. Mehrere heftige Gewitterstürme testeten nicht nur die Arekapalmen bis zum Rand ihrer Biegsamkeit, auch der Royal Palm gingen wieder ein paar Wedel verloren. Einen Eindruck von der Größe der mag das Bild geben. Der Träger ist 1,80 Meter groß. Aber auch die anderen über das Hausdach aufragenden Bäume machten durchaus furchterregende Bewegungen. Im Falle eines Mangobaumes kam der Befall mit dem sehr hartnäckigen Mangostammbohrer hinzu. Das Zwischenergebnis ist ästhetisch nicht sonderlich geglückt, aber es ist ja auch nicht Dolly Buster.


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