Es ist heiß. Richtig heiß. Das Thermometer zeigt 38 Grad, der Wetterdienst schreibt das gleiche, fügt aber hinzu: gefühlt wie 46 Grad. Das ist heftig. Die Hunde scharren im Schatten kühlende Liegeplätze und machen so manche gärtnerische Anstrengung zunichte. Die Vögel verlieren die Orientierung und verirren sich ins Haus oder krachen gegen die Fenster. Andere Mitbewohner werden durch die Hitze zu verstärkter Aktivität getrieben. Das sind dann vor allem die Wechselwarmen, denen der Hunger zu schaffen macht. Dem nicht vordergründig auf Artenvielfalt im hausnahen Grün bedachten Gärtner jagt es dann schon einen Schreck ein, wenn er sich plötzlich einem sonnenbadenden Reptil aus der Unterordnung der Schuppenkriechtieren gegenüber sieht. Nicht zu verwechseln mit den Reptoloiden, die in jüngster Zeit unter den Alubehüteten zu vermehrter öffentlicher Betrachtung kamen.

Chrysopelea ornata 2
Schmuckbaumnatter

Im Gegensatz zur halluzinierten Wahrnehmung letzterer lässt sich die wahrhaftige Begegnung mit dem Tier mit dem stark verlängerten Körper und den zurückgebildeten Extremitäten auch beleghaft fotografisch festhalten. Nun wollte es das Schicksal, dass es an diesem sonnigen Vormittag nicht bei der einen Begegnung blieb. Eine Runde ums Haus, ach was, eine halbe Runde, und eine nahe Verwandte der abgebildeten Vertreterin der Familie der Nattern war eben dabei, sich ein kleines Chamäleon

Chrysopelea ornata

einzuverleiben. Da das eine Reptil nicht geneigt war, von dem anderen zu lassen, ließen Wachsamkeit wie Fluchtbereitschaft nach, was dann schließlich mit einer unvollendeten Henkersmahlzeit endete. Immerhin ließen sich nun Nahaufnahmen fertigen, was letztlich zur eindeutige Identifizierung der Natter führte: Goldschlange  wird sie genannt oder auch Grüne Schmuckbaumnatter. Mit wissenschaftlichem Namen Chrysopelea ornata.  Nun gehen, was den Schmuck eines Baumes angeht, die Meinungen auseinander. Immerhin ergab die Recherche, dass die ornamentene Schlange ein für den Menschen ungefährliches Gift bereithält, mit dem sie Frösche, Eidechsen, kleine Vögel und selbst Säugetiere äußerst rasch zu betäuben in der Lage ist. Dass ihr Biss aber überaus schmerzhaft sein soll, lässt von diesbezüglichen Versuchen eher abraten. Dass sie plattgemacht wurde, hat übrigens nichts mit der Fähigkeit der Schlange zu tun, ihren Körper auf die doppelte Breite abzuflachen und so höhere Fluchtgeschwindigkeiten zu erreichen. Der Plattmach-Trick lässt sie sogar Gleitflüge ausführen, was zwar im Video beeindruckend anzusehen ist, in der Praxis aber ein ebenso ungutes Gefühl zurücklässt wie der Fakt, dass sie Kletterkünste aller Art beherrscht. Zurück bleibt auch die keineswegs beruhigende Gewissheit, dass noch mindestens  ein ausgewachsenes Exemplar der Gattung  den Fröschen, Kröten und Geckos in Michas tropischem Garten nachstellt und die nächste Begegnung somit vorprogrammiert ist. Zu hoffen bleibt, dass sich die Schmuckschlange dann nicht in die Enge getrieben fühlt und sich dadurch zu schmerzhaftem Beißen veranlasst sieht.