Die gute Nachricht vorweg: der große Frevel hat nicht stattgefunden! Will sagen, am Nationalen Baumpflanztag schnitt sich keine Kettensäge durch unser Gehölz. Aber eine Woche später war es dennoch so weit. Das große Geschirr fuhr auf: Kranfahrzeug mit Arbeitskorb, Kettensäge und diverse Hand-Hack-Geräte. In Windeseile wurde der dem Nachbarn missfallende Mangobaum gekürzt und landete der fruchtlose Nußbaum auf der Ladefläche des sonst zum Aufstellen von Strommasten genutzten Lastwagens. Immerhin leistete die Royal

Palm heftigen Widerstand und gab erst nach Hinzuziehen einer zweiten Kettensäge auf. Es ist schon ein seltsames Gefühl, ein Stück eigenes Werk aufzugeben. Ich hatte das damals knapp zwei Meter messende Pflänzchen eigenhändig in das Erdreich vor dem Autismuszentrum gesetzt. Es gedieh prächtig und wurde zum Aushängeschild einer umfänglichen Palmensammlung und zum Symbol des VAC. Rund 25 verschiedene Palmenarten fanden sich zeitweilig auf unserem kleinen Grundstück. Die Royal Palm war davon schon die zweite, die uns buchstäblich über den Kopf gewachsen war. Nicht nur uns, sondern auch den Häusern, denen sie zunehmend zur Gefahr wurde. Die im Gewittersturm herumfliegenden Riesen-Wedel waren da Warnung genug. Hinzu

kam die Überlegung, dass nur wenige Palmen auch etwas zum Speiseplan beisteuern können. Ganz im Gegensatz etwa zu Obstbäumen. Dennoch ein schmerzlicher Anblick, als der gewaltige Stamm schließlich am Haken hing.
Beinahe wäre auch der in frühem Wachstumsstadium befindliche Nachfolger, eine Stachelannone (Annona muricata), auch als Sauersack oder Graviola bekannt, von herabstürzenden Palmteilen erschlagen worden. Zum Glück blieb die Pflanze dank ihrer jugendlichen Biegsamkeit verschont und darf sich nun über verstärkten Sonnenschein freuen. Den der Graviola zugeschriebenen krebsbekämpfenden Wunderdingen hat eben selbst eine königliche Palme nur wenig entgegen zu setzen. Aber selbst ohne Heilwirkung: mir schmeckt das Zeug. Graviola gegen Gravität sozusagen.
Immerhin brachte der 1. Juni auch unserer Gartenflora exotischen Zuwachs in Form einer Pfefferpflanze (Piper nigrum). Falls bei uns mal wer auf die Idee kommt, jemanden dahin zu schicken, wo der Pfeffer wächst, es würde eine kurze Reise. Im Moment treibt die Pflanze prächtig. Bleibt zu hoffen, dass sie uns nicht die üblichen vier bis fünf Jahre auf Früchte warten lässt.

Die Baumpflanzsaison der beginnenden Regenzeit im Blick kommen die nun endlich eintretenden Erfolge bei der Anzucht von Kakaobäumen gerade recht. Vom Kakao ist dann nur ein Gedankensprung zu den politischen Unruhen der letzten Wochen, hat doch der Sarotti-Mohr seine Rassismuslektion ebenso erhalten wie der Bahlsen-Schokokeks Afrika. Gibt noch viel zu tun. Was mir allerdings auf den Keks geht, ist das fast schon krankhafte Suchen nach Aufregern. Die Assoziation ist in den Köpfen, nicht auf einer Schoko- oder Kekspackung. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan und wird nun als stigmatisierend empfunden. Von wem eigentlich? Warum ist nun ausgerechnet Moritz einer der beliebtesten Namen in Deutschland? Leiden Menschen mit diesem Namen unter dem Stigma? Um es klar zu sagen: Rassismus geht gar nicht und wenn Menschen mit dunkler Hautfarbe unter einem Begriff etwas Herabsetzendes empfinden, sollte dieses Wort auch nicht mehr in diesem Zusammenhang benutzt werden. Kennt noch jemand das Buch „Mohr und die Raben von London“? Auch weg damit?
Wie kam ich darauf? Geradewegs vom Kakao. Nun könnte ich das Ganze noch einmal mit Kaffee durchspielen. Denn das Kaffeebäumchen zeigt doch Fruchtansätze. Das freut mich. Nur bei manchen politischen Themen, also da könnte einem wirklich der Kaffee hochkommen.
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