
Der Zufall wollte es, dass direkt vor meinem häuslichen Bürofenster ein Gewächs mit beeindruckenden Blättern zu sprießen begann. Ob der Samen aus den Resten eines Papayasalats stammt oder von Wind oder Getier herangeschafft wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Selbst in Zeiten, in denen das Aufspüren von Infektionsketten in manchen Medien so starke Beachtung finden. Wie dem auch sei, der Strauch steht da. Inzwischen verdeckt er ein wenig die Sicht, lässt mich dafür aber aus meinem Home Office umso intensiver teilhaben an den Entwicklungen des Grünzeugs. So sah ich dornbewehrte Blätter wachsen, weiß-gelbe Blüten sich entfalten und schließlich haarige Früchte Form gewinnen. Inzwischen habe ich herausgefunden,

worum es sich bei der Pflanze handelt. Das Internet schwankt da in euphorischen Beschreibungen zwischen Sensation und Gag für die Küche. Wenn ich die Preise für ein paar Samen in den verschiedenen Angeboten sehe, schwanke ich auch zwischen Sensation und Gag. Immerhin, und das zählt hierzulande an erster Stelle, sind die Früchte essbar. Solanum ferox oder auch Solanum lasiocarpum, so heißt das Kraut höchst offiziell, gehört zu den Nachtschattengewächsen und kommt im gesamten tropischen Asien vor. Umgangssprachlich nennt man es auch Behaarte Eierfrucht oder, lokal, Mak Euk. Genutzt werden die Früchte in verschiedenen Ländern der Region vor allem als Gewürz, meist um

Speisen eine säuerliche Note zu verleihen. Dabei sind nicht nur die Früchte, die förmlich nach einer Rasur zu schreien scheinen, eigenartig, auch die Dornen auf den großflächigen Blättern sind nicht alltäglich in der Pflanzenwelt. Sicher eine Anpassung, Pflanzenfressern den Appetit zu verderben. Nicht sicher kann man sein, ob dies ausreicht, auch die jegliches Grünzeug vertilgenden Ziegen abzuhalten. Auf jeden Fall wird der Pflanze auch eine Rolle in der traditionellen Heilkunde zugeschrieben, wobei alle Teile des Gewächses Verwendung finden. Als Wirkungen werden genannt antibakteriell, schweißtreibend, verdauungsfördernd und Brechreiz erregend. Helfen soll es auch bei asthmatischen Erkrankungen. In Malaysia ist es gut gegen Syphilis, in Bangladesch dagegen verwendet man es gegen Tripper. Die Wirkung auf den SARS-CoV-2-Virus wurde offenbar noch nicht getestet. Warum eigentlich nicht?
Nun warte ich, dass die zu den Auberginen gehörenden Früchte reif werden. Dann werde ich garantiert davon kosten und wenn mich das Ergebnis überzeugt, starte ich einen schwunghaften Internethandel. Der Werbespruch liegt schon bereit: behaarte Eier zum Reinbeißen.
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