Garten im Regen
Garten im Regen

Endlich macht die Regenzeit, was von ihr erwartet wird: es regnet. Den sonnenhungrigen Pflanzen wie den aus Peru stammenden Sacha Inchi gefällt dies weniger, doch anderem Grünzeug bekommen Wasser und diffuses Licht das ausnehmend gut. Mag ja auch nicht jeder im grellen Scheinwerferlicht stehen. Manch einer und eine fühlt sich viel besser, wenn es ein wenig dunkler ist, so zum munkeln eben. Unter den eifrig sprießenden Gewächsen ist eine Kletterpflanze mit blauen Blüten.

Schmetterlingserbse
Schmetterlingserbse

Woran die Blüte erinnert? Ja, richtig. Die Bezeichnung „Schmetterlingserbse“ ist nichts anderes, als eine verklemmt-korrekte Übersetzung aus dem Englischen. Die Wissenschaft ist da freizügiger und nennt das Kind beim Namen: Clitoria ternatea. Oder eben Blaue Klitoria. Sie zählt zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler in der Großfamilie der Hülsenfrüchte, also sind auch Schmetterling und Erbse nicht verkehrt. Im Garten gedeiht das anspruchslose Kraut prächtig, klettert an allem empor, was irgendwie Halt bietet. Die blauen Blüten fallen auch sofort auf, denn es gibt nicht so viele davon. Doch was noch wichtiger ist: sie sind essbar! Das macht sie zum exotischen Farbtupfer auf Tellergarnituren oder in

Blüten in der Teekanne
Blüten in der Teekanne

Salaten. Wirft man ein paar der Blüten, einschlägige Ratgeber reden von fünf, in eine Tasse und gießt heißes Wasser darüber, erlebt man nicht nur das faszinierende Schauspiel schneller Verfärbung, sondern kommt zu einem formidablen Tee. Blau in fünf Minuten – da werden selbst die stadtbekannten Alkis neidisch.

Schenkt man den diversen Beschreibungen Glauben, ist das weit mehr als blaues Wasser. Bei Trump hat man ja auch nicht einfach nur einen älteren blonden Herren.

Blauer Tee
Blauer Tee

Löst der Blonde überwiegend Allergien aus, so werden dem blauen Tee wahre Wunderdinge nachgesagt. Als Bestandteil der traditionellen ayurvedischen Medizin hilft das Zeug gegen Stress, Depressionen und für die Verbesserung des Gedächtnisses. Letzteres ist besonders wichtig, damit man sich all die positiven Wirkungen auch richtig merken kann. Lassen wir mal die Aufzählung der chemischen Bestandteile weg, denn schon die Wortmonster lassen einen eher an Dopinglisten denn an verbesserte Gesundheit denken. Oder wisst ihr aus dem Stegreif, was Flavonoide und Sapoinine sind? Mit den folgenden Begriffen kann man eher etwas anfangen, denn der Tee stärkt die Fingernägel und die Empfängnisbereitschaft. Letzteres ist einleuchtend, denn das ließ schon der Name vermuten. Er ist gut gegen Haarausfall und Faltenbildung, hilft gegen Nachtblindheit und steigert die Sehschärfe. Also ich habe dann aufgehört, nach weiteren Wirkungen zu suchen und so kann ich jetzt nicht mehr sagen, wie die Wechselwirkung mit Schweißfüßen ausfällt und ob sich Erdbeben besser prognostizieren lassen. Ich weiß auch nicht recht, ab welcher Dosierung der Urin blau wird. Bisher ist da nichts passiert, was die Vermutung nahelegt, dass der gesamte blaue Farbstoff irgendwo im Körper gespeichert wird, um dann irgendwann irgendeine blaue Meta-Reaktion auszulösen. Vielleicht kann man so auf natürliche Weise die Jeans ersetzen.

Jedenfalls wächst das Zeug in Michas Garten und kommt von Zeit zu Zeit auch in die Nahrungskette. Vorsichtig allerdings, denn wer weiß, was das Internet alles verschweigt.