
Auch dem selbstbewusstesten Gärtner sei empfohlen, von Zeit zu Zeit mal über den Gartenzaun zu blicken. Dann lässt sich durchaus manche Überraschung erleben, auch jenseits der reinen Gärtnerei. Für die größten Momente sorgt dabei nach wie vor Mutter Natur, wenn auch Menschen in ungetrübtem Glauben an das ewige Wirtschaftswachstum alles daransetzen, die Natur nach ihrem Duktus umzukrempeln. Sie tragen Berge ab und füllen mit dem Material Niederungen auf um die Erde letztlich doch zu einer platten Scheibe zu machen. Man mag hoffen, dass die urwüchsigen Kräfte der tropischen Natur die Spuren der menschgemachten Maschinen möglichst rasch mit kaschierendem Grün überdecken. An manchen Orten bietet sich Wasser als das günstigere Füllmaterial, vor allem, wenn man es durch schmale Abflüsse auf Turbinen leiten kann, die dann Elektrizität erzeugen für flaches Gelände bevorzugende Schnellzüge. Das ist in etwa der Eindruck, den eine Fahrt aus der laotischen Hauptstadt Vientiane in die 150 Kilometer nördlich gelegene Tourismushochburg Vang Vieng bietet: eine nahezu durchgängige Baustelle, auf der die Megaprojekte Schnellbahn und Autobahn miteinander um die massivsten Erdbewegungen zu wetteifern scheinen. Den überraschendsten Anblick ab bot die Überquerung des Nam Lik in Hin Heup. Vergebens hielt ich Ausschau nach den Resten der alten Brücke aus Kolonialzeiten tief unten im Flusstal. Sie werden für sehr, sehr lange Zeit tief im Wasser bleiben, denn ein Staudamm weniger Kilometer flussabwärts ließ hier einen tiefen See entstehen. Heute steht man auf der von Japan errichteten Straßenbrücke, blickt hinab auf die alte einspurige Metallkonstruktion und wird förmlich in den Bann gezogen von den gewaltigen Baustellen der neuen Konstruktionen für Eisen- und Autobahn.

Das ist ohne Zweifel das Laos der Zukunft. Der Anfang vom Ende der oft gepriesenen Entschleunigung, der idyllischen Ruhe, die sich – das soll dabei nicht unerwähnt bleiben – zu großen Stücken aus zurückgebliebenem Mangel an Gelegenheit speisten. Wenn dann der – in Laos zwar auf eher mäßige 160 Stundenkilometer gebremste – Schnellzug durch die Bergwelt rast, bleibt bestenfalls der halbe Ruf „Hast Du das ….“, bevor der nächste Tunnel den Ausblick jäh beendet.

Auch wenn Technik noch so faszinierend in Bild gesetzt wird: Ein Grund mehr, noch etwas länger zu verweilen, die Natur zu genießen – und meinen tropischen Garten.
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